Aufg. 1.)
a.) Gottesbild
Die verschiedenen hinduistischen Traditionen und Philosophien vertreten
verschiedene Gottesbilder, sie sind letztlich dem Einzelnen überlassen. Die
Hauptrichtungen sind jedoch Shivaismus, Vishnuismus sowie Shaktismus, die aber
wiederum völlig verschiedene Gottesvorstellungen beinhalten. Brahma, Shiva und
Vishnu werden auch als Dreiheit Trimurti, dargestellt. Die Verehrung von Shiva
und Vishnu, jeweils in unzähligen verschiedenen Formen und Namen, ist weit
verbreitet. Brahma dagegen ist nur noch in der Mythologie präsent, in der
Verehrung spielt er fast keine Rolle mehr, seine Stelle nimmt seine Shakti ein,
Saraswati. Daneben gibt es aber unzählige andere Manifestationen z. B. den
elefantenköpfigen Ganesha, der als Sohn von Shiva und Parvati gilt, sowie
Hanuman, der Diener Ramas, der wiederum ein Avatar von Vishnu ist. Es gibt auch
eine große Zahl weiblicher Gottheiten, die entweder als „Große Göttin“ (Mahadevi)
autonom auftreten wie etwa Durga oder als Gemahlinnen bzw. weibliche Seite der
männlich gedachten Götter gelten, z. B. Sarasvati und Lakshmi. Die meisten
Gläubigen gehen davon aus, dass die Anbetung eines jeden Gottes dem Anbeten des
höchsten Göttlichen entspricht, da alle Erscheinungsweisen des Einen seien.
Andere dagegen verehren das Höchste nur in einer Form, wie etwa viele der
Anhänger Krishnas, und betrachten die anderen Götter als ihm untergeordnete
Devas. Das Verehren des Göttlichen in Bildern dient dazu, dem Gläubigen zu
helfen, Gott in einer einfacheren Weise anzubeten. Viele Hindus lehnen jedoch
die Verehrung des Göttlichen in dieser Form strikt ab.
b.) Der Hinduismus kennt keine gemeinsame Gründerperson. Jede
Glaubensrichtung hat eigene nur für sie verbindliche heilige Schriften: z. B.
Vishnuiten das Bhagavatapurana, Shaktianhänger das Devi Mahatmya, ein
puranisches Werk zur Verehrung der Göttin. Dagegen gelten die Veden mit den
Upanishaden und die Bhagavad Gita (als Bestandteil des Mahabharata) als die
grundlegenden heiligen Texte für alle Hindus.
Entgegen dem ersten Anschein ist der Hinduismus keine polytheistische Religion.
Die westliche Religionswissenschaft und die Indologie bezeichnet ihn als
Henotheismus, da alle Götter – je nach individueller Glaubensausrichtung –
Ausdruck des einen höchsten persönlichen Gottes oder auch der unpersönlichen
Weltseele (Brahman) sein können.
Im Hinduismus wird der Kosmos als geordnetes Ganzes angesehen, der vom Dharma,
dem Weltgesetz, welches die natürliche und sittliche Ordnung darstellt,
beherrscht wird. Die Zentren der hinduistischen Religiosität sind neben dem
eigenen Haus die Tempel. Einer der größten Tempelkomplexe und Pilgerzentren ist
Tirumala Tirupati in Südindien. In Nordindien zieht die heilige Stadt Varanasi
am Ganges immer wieder Unmengen von Pilgern an.
c.) Kastensystem
Die Zugehörigkeit zu einer Kaste hat für indische Hindus trotz Abschaffung des
Kastensystems in der Verfassung weiterhin große soziale Relevanz. Grundsatz der
Kastenordnung ist, dass die Lebewesen von Geburt an nach Aufgaben, Rechten,
Pflichten und Fähigkeiten streng voneinander getrennt sind. Für die einzelnen
Kasten (Varnas) gibt es unterschiedliche spezielle religiöse und kultische
Vorschriften, die sich in allen Bereichen des Lebens äußern. Die Durchführung
der Pflichten, die jeder Kaste in ihrem spezifischen Lebensstadium obliegt, ist
ihre unbedingte Pflicht (Dharma); Übertretungen werden als Versäumnis der
Pflichten und folglich als schlecht (Adharma) angesehen. Was von jedem Menschen
erwartet wurde, war, dass er den spezifischen Pflichten seiner Kaste folgte,
seine Lebenswünsche befriedigte und die Freuden des Lebens genoss. Die
Gesellschaft war in vier Kasten eingeteilt, deren Aufgaben idealerweise folgende
waren:
1. Brahmanen. Sie studierten die heiligen Schriften der Veden; erteilten
geistliche Unterweisung und führten die rituellen Opfer aus.
2. Kshatriyas, die Kriegerkaste. Sie sollten die Schwachen schützen, als Könige
gerecht regieren und den Brahmanen Schutz und Ermunterung bei ihren gelehrten
und priesterlichen Arbeiten gewähren.
3. Vaishyas, die Kaste der Händler und Hirten, sollten den Reichtum des Landes
durch Handel und Landwirtschaft vermehren.
4. Shudras, die dienende Kaste. Sie setzten sich aus der Bevölkerung der
Nicht-Aryas zusammen und sollten als Bedienstete für die Brahmanen, Kshatriyas
und Vaishyas arbeiten.
d.) Wiedergeburt und Erlösung
Götter, Menschen und Tiere durchwandern nach hinduistischer Glaubensvorstellung
in einem durch ewige Wiederkehr gekennzeichneten Kreislauf Samsara die
Weltzeitalter Yuga. Während des Lebens wird je nach Verhalten gutes oder
schlechtes Karma angehäuft. Dieses Gesetz von Ursache und Wirkung von Handlungen
beeinflusst nach hinduistischer Vorstellung zukünftige Reinkarnationen und die
Erlösung (moksha), das Aufgehen des Atman (Atman ist das innewohnende Brahman).
Es ist nur bedingt zu vergleichen mit der Seele, da die Seele etwas
Individuelles (also bei jedem verschieden) und das Atman immer das gleiche ist
im „kosmischen Bewusstsein“ (Brahman). Die persönliche Erleuchtung ist der
Endpunkt der Entwicklung des Geistes, und je nach Realisation des Suchenden kann
diese durch die klassischen vier Methoden erreicht werden: 1. Bhakti Yoga, die
liebende Verehrung Gottes, 2. Karma-Yoga, den Weg der Tat, 3. Jnana Yoga, den
Weg des Wissens, 4. Raja Yoga, den „Königsweg“ des Yoga.
Aufg. 2.)
a.) Siddhartha Gautama, der spätere Buddha, wurde etwa 560 v. Chr. in
Lumbini, nahe der Stadt Kapilavastu (im heutigen Nepal) geboren und starb im
Alter von 80 Jahren. Er entstammte dem Adelsgeschlecht der Sakyer (daher die
Bezeichnung Buddha Sakyamuni) und verbrachte eine unbeschwerte Jugend im
materiellen Überfluss, heiratete mit 16 Jahren und hatte einen Sohn.
Mit 29 Jahren verläßt er die Palastanlage seiner Familie und begegnet dabei zum
ersten Mal einem Greis, einem Schwerkranken und einem Toten. Nun weiß er, dass
Alter, Krankheit und Tod unausweichlich mit dem menschlichen Leben verbunden
sind. Die ihm bislang selbstverständlichen Vergnügungen verlieren ihren Reiz und
er beschließt, von jetzt an die Grundlage für nicht vergängliches, dauerhaftes
Glück zu suchen.
Nach sechs Jahren voll vergeblicher Versuche, dies zu erreichen - ob durch
Askese oder die Auseinandersetzung mit den besten Philosophien seiner Zeit -,
setzt er sich in der Nähe des heutigen Bodh-Gaya unter einem Feigenbaum nieder
und verspricht, nicht wieder aufzustehen, bevor er sein Ziel erreicht hat.
Schließlich erkennt er in tiefer Meditation das Wesen des Geistes und wird damit
erleuchtet, also ein Buddha, ein "vollkommen Erwachter".
b.) Kern der Lehre des Buddha sind die von ihm benannten Vier Edlen
Wahrheiten, aus der vierten der Wahrheiten folgt als Weg aus dem Leiden der
Achtfache Pfad.
Die vier Edlen Wahrheiten lauten:
1. Dukkha - Das Leben im Daseinskreislauf ist leidvoll.
Geburt ist Leiden, Altern ist Leiden, Tod ist Leiden; Kummer, Lamentieren,
Schmerz und Verzweiflung sind Leiden. Gesellschaft mit dem Ungeliebten ist
Leiden, das Gewünschte nicht zu bekommen ist Leiden. Kurz, die fünf Aneignungen
(skt. skandha, p. khandhah) sind Leiden.
2. Samudaya - Die Ursachen des Leidens sind Begehren, Abneigung (negatives
Begehren) und Unwissenheit (über die Natur des Leidens).
Das Verlangen/Durst (pali tanha), - begleitet von Leidenschaft bzw. Wonne,
genossen eben hier und eben da - nämlich das Verlangen nach Sinneslust, das
Verlangen nach Werden, das Verlangen nach Nicht-Werden.
3. Nirodha - Durch das Erlöschen der Ursachen erlischt das Leiden.
Das restlose Vergehen bzw. Enden, Abkehren, Abtreten, Aufgeben und Loslassen
genau dieses Verlangens (tanha)
4. Magga - Zum Erlöschen des Begehrens (und damit des Leidens) führt der „Edle
Achtfache Pfad“.
c.) Hinayana & Mahayana
Hinayana bedeutet wörtlich übersetzt „Kleines Fahrzeug“. „hina“ - also „klein“
bezieht sich auf die Motivation für den Weg. Aus der Erkenntnis des Leids (1.
Edle Wahrheit) wünscht sich der Übende, Erlösung vom Leid zu erlangen. Wer diese
Motivation für sich entwickelt (auch als „Entsagung“ bezeichnet), wird gemäß
Mahayana zum Hinayana gezählt. Dies deshalb, da der Wunsch sich nur auf ein
Lebewesen bezieht und somit im Vergleich zum Leid der vielen Lebewesen eine
kleine Motivation ist. Jemand der sich wünscht, dass alle Wesen Leiderlösung
erlangen und dafür die persönliche Verantwortung übernimmt, hat eine größere
Motivation und zählt zum Mahayana. Der Wunsch nach Leiderlösung bezieht sich im
Mahayana also auf alle Lebewesen, einschließlich der eigenen Person. Das Wohl
der eigenen Person wird allerdings dem Wohl aller anderen untergeordnet.
Aufg. 3.)
a.) Mohammed soll im Jahr des Elefanten (ca. 570 n. Chr.) geboren sein,
in dem ein abessinischer Herrscher des Jemen einen Feldzug mit Kriegselefanten
unternahm, um die Kaaba in Mekka zu zerstören!
Mohammeds Familie stammt von dem Clan der Haschimiten, der verarmt aber wegen
seiner religiösen Sonderstellung sehr angesehen ist. Sein Vater Abdallah, ein
Kaufmann, stirbt vor seiner Geburt. Auf Veranlassung des Großvaters wird
Mohammed nach Sitte der Mekkaner erzogen. Die Mutter muss die Amme bezahlen! Als
seine Mutter kein Geld mehr hat, kommt Mohammed zurück zur Mutter. Diese stirbt
als er sechs ist. Er kommt zum Großvater, der zwei Jahre später ebenfalls
stirbt. Dann lebt er bei seinem Onkel, wo er sich mit seinem Cousin Ali
anfreundet, der ihn immer begleiten wird.
Mohammed erlernt das Handwerk des Karawaneführens und macht viele Reisen, auf
denen er Kulturen und Religionen kennenlernt. Er wird von verschiedenen
Gelehrten als angekündigter Prophet erkannt.
Nach den Reisen tritt er in die Dienste der 15 Jahre älteren Kaufmannswitwe
Chadidscha, die er heiratet. Er bekommt 3 früh gestorbene Söhne und 4 Töchter,
u.a. Fatima.
Die erste Offenbarung erlebt Mohammed in einer Höhle im Berg Hira, nahe der
Stadt Mekka. Dies ist am 1. Februar 610. Ihm öffnen zwei Engel die Brust, um ihn
von seinen Sünden zu befreien. Mohammed verspürt große Schmerzen. Der Engel
Gabriel sagt zu ihm:
"Lies im Namen des Herren, der erschuf. Er erschuf den Menschen aus einem
Blutklumpen. Lies, denn dein Herr ist allgütig. Der mir dem Schreibrohr lehrt,
lehrt den Menschen, was er nicht wusste".
Diese Worte bilden den Anfang zur 96. Sure. Danach bekommt er immer wieder
Offenbarungen.
b.) Unterschiedliches Offenbarungsverständnis
Eine Einschätzung des Verhältnisses von Christentum und Islam sollte zuerst das
unterschiedliche Offenbarungsverständnis berücksichtigen.
Der Islam sieht sich mit Judentum und Christentum durch eine gemeinsame
Geschichte der Offenbarung verbunden. Christen haben keine Schwierigkeiten, eine
Verbindung nach vorne in die Geschichte zum Alten Israel hin zu finden. – Aber
ein Offenbarungsgeschehen nach Jesus Christus ?
Der Koran wird von Muslimen als Gottes letztgültige Offenbarung verstanden, in
Zweifelsfällen gilt die Aussage des Korans als bindend. Christen empfinden das
oft als Herabsetzung des Evangeliums als eine minderwertigere Offenbarung. –
Aber ist die Behandlung des sogenannten "Alten Testamentes" nicht auch oft eine
Herabsetzung der jüdischen Offenbarungstradition gewesen?
Der Koran gilt als direkte – nicht als inspirierte – Offenbarung. Das
Christentum hat gerade erst Aufklärung und Textkritik verdaut und sieht sich
dann hier einer - so erscheint es vielen - ahistorischen und fast evangelikalen
Fixierung auf den Text gegenübergestellt, die als gerade überwunden galt.
c.) Europa & Islam
Jahrhunderte lang gab es eine für beide Seiten befruchtende Symbiose. Zurzeit
als der Islam Andalusien zu einer Blütezeit verhalf war dieser nicht
fundamentalistisch. Der Warenaustausch mit der damaligen arabischen Welt öffnete
Europa zum Teil den Weg in die Neuzeit. Heute leben in Europa circa 35
Millionen. Menschen mit islamischer Religion und in der Europäischen Union 15
Millionen, wobei die Tendenz stark steigend ist. Europa braucht für seine
wirtschaftliche Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten zwar 35 Millionen
Zuwanderer aber die Europäische Union ziert sich bei der Schicksalsfrage ob 70
Millionen Türken integriert werden sollen.
Europa sollte akzeptieren, dass jeder Konflikt in Süd-Ost-Europa und im Nahen
Osten Europa unmittelbar berührt, das Verhältnis zum Islam hemmt und sehr
negativ beeinflusst: Ein aufgeschlossenes Europa sollte mit der eigenen Ignoranz
gegenüber dem Islam Schluss machen und das Werteverständnis zum Islam losgelöst
von amerikanischen Einflüssen korrigieren. Dies auch unter der Perspektive, dass
vielleicht in hundert Jahren Europa mit dem ganzen Mittelmeerraum zu einer
Wirtschaftseinheit zusammenwächst.