Hexenverfolgung
am Beispiel von Anton Praetorius
Ein Pfarrer kämpfte gegen
Folter und Hexenprozesse: Anton Praetorius
Zum 400-jährigen Gedenken an das Lebenswerk eines protestantischen
Pfarrers
von Hartmut
Hegeler
Die Hexenprozesse und ihre Ursachen
Die letzte Hinrichtung einer Hexe in Europa fand im Jahr 1787 in der
Schweiz statt. Historiker gehen heute davon aus, dass etwa 100 000
Menschen in Hexenprozessen hingerichtet wurden. Es wurden nicht nur
Frauen angeklagt. 30 % waren Männer und Kinder. Die Opfer kamen
überwiegend aus ärmeren Bevölkerungsschichten. Nach den neuesten
Forschungen ist nicht davon auszugehen, dass es sich um eine spezielle
Vernichtungskampagne von Hebammen, weisen Frauen oder Kräuterhexen
handelte.
Historiker suchen heute noch nach Gründen,
wie es zu den Hexenverfolgungen kommen konnte. Fest steht, dass im 16.
und 17. Jahrhundert in Deutschland und Europa ein geistiges Klima
herrschte, das die Verfolgungen begünstigte. Kriege, Krankheiten und
Katastrophen erzeugten bei den Menschen Angst und Panik. Es herrschte
Endzeitstimmung. Um 1590 wüteten die spanischen Truppen in Deutschland.
Eine Pestepidemie raffte zum Teil die Hälfte der Bevölkerung hinweg.
Überall in Mitteleuropa sanken die Temperaturen - die sogenannte kleine
Eiszeit. Die Ernten verdarben, die Menschen litten Hunger, das Vieh
starb. Krankheiten breiteten sich aus.
Abbildung unten: Wetterzauber durch zwei
Hexen
Prediger
aller Konfessionen deuteten die "großen und schrecklichen Zeichen am
Himmel" als Strafe Gottes wegen der Sünden der Menschen. Die Menschen
fragten sich, wieso diese Katastrophen passierten. Sie führten in ihrer
abergläubischen Weise alles auf Schadenszauber zurück. Hexen wurden
beschuldigt, den Menschen gezielt Schaden zuzufügen. Man suchte
Sündenböcke - und man fand sie. In der abergläubischen Bevölkerung
begann eine Hetzjagd auf die ‚Hexen'. In dem Buch "Hexenhammer" der
Mönche Sprenger und Institoris erhielten die Richter Anleitungen für das
Überführen von Hexen.
Die weltlichen Gerichte gingen nicht zimperlich mit den ‚Hexen' um. Die
Angeklagten wurden gefoltert, bis sie ein umfassendes Geständnis
ablegten. Ihre Körper suchte man nach Hautveränderungen, Zeichen des
‚Teufelspaktes', ab. Anschließend warf man sie, an Hände und Füße
gefesselt, ins Wasser. Trieben sie oben, waren sie Hexen und wurden
hingerichtet. Versanken sie, waren sie unschuldig. Entgegen landläufigen
Ansichten und anders als auf dieser Abbildung wurden die Angeklagten an
Stricken gebunden und wurden wieder aus dem Wasser herausgezogen.
Abbildung unten: Wasserprobe
Martin
Luther und Calvin
Seit 200 Jahren hat sich keine Kirche jemals offiziell zu den
Hexenprozessen geäußert. Erst 1997 veröffentlichte die Synode der
Evangelisch Lutherischen Kirche in Bayern eine Stellungnahme zu der
Mitverantwortung der protestantischen Kirche zu den Hexenprozessen.
Berühmte Protestanten wie Martin Luther oder Johannes Calvin forderten
die gerichtliche Verfolgung von Zauberern und Hexen gemäß der Aussage
des Alten Testaments ´Die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen`
(2.Mose 22,17). Weitgehend unbekannt ist, dass in evangelischen Gebieten
die Scheiterhaufen genauso hell brannten wie in katholischen. Die
Verfahren wurden allerdings im Gegensatz zur landläufigen Überzeugung
nicht von kirchlichen, sondern von weltlichen Gerichten durchgeführt.
Hexen oder Heilige?
Die Gerichtsprotokolle überliefern uns Schilderungen der Verhöre der
Frauen, Männer und Kinder, die der Hexerei angeklagt waren. Manche waren
selbst unter schlimmen Foltern nicht dazu zu bewegen, den Vorwurf der
Hexerei und der Mitgliedschaft in der Teufelssekte zuzugeben. Bis
zuletzt haben sie an ihrem Glauben an ihren Herrgott festgehalten und
sich zur heiligen Kirche bekannt. Sie haben sich als Märtyrer erwiesen.
Es gab keine "Hexen", sondern die Angeklagten wurden unter der Folter zu
diesen Geständnissen gezwungen. Ohne Geständnis konnte nach der
Carolina, der kaiserlichen Halsgerichtsordnung, kein Todesurteil
verhängt werden.
Die Christen-Ehre der Hexen
wiederherstellen?
Noch
heute wird in manchen Familien überliefert, dass eine der Vorfahren in
einem Hexenprozess verbrannt wurde. Es ist zu beklagen, dass es in den
Kirchen nie Bemühungen gegeben hat, ihre Christen-Ehre wieder
herzustellen. In den meisten Orten sind die Namen der Opfer in
Vergessenheit geraten. Nur an wenigen Orten erinnern Denkmäler an ihr
Schicksal. Dies sollte Anstoß geben für eine glaubwürdige christliche
Stellungnahme zu den Hexenverfolgungen als ein Beitrag zur kirchlichen
"Dekade zur Überwindung der Gewalt". "Sich seiner historischen
Verpflichtung zu stellen, kann den Opfern und ihren Nachkommen zumindest
die ihnen geraubte Würde zurückgeben" (Bundesaußenminister Fischer). ´Die
unschuldigen Opfer eines gnadenlosen Systems verdienen auch nach bald
350 Jahren unsere Achtung, jeder Name ein ehrenvolles Andenken. Darin
liegt die Verpflichtung, sich der Gefahren totalitärer Systeme bewußt zu
werden und die Würde jedes Menschen zu verteidigen´
(Dr. Alfred Bruns, Landesarchivdirektor Münster).
Abbildung oben: Folter
Christliche Gegner der Hexenprozesse
Weitgehend in Vergessenheit geraten ist, dass es damals innerhalb der
Kirche kritische Stimmen und engagierte Gegner der grausamen Folter und
Hexenverfolgung gegeben hat. Lediglich das Engagement des katholischen
Jesuiten Friedrich Spee von Langenfeld ist auch bei evangelischen
Christen bekannt. Anonym gab er das Buch "Cautio criminalis" heraus.
Schon 30 Jahre früher kämpfte der reformierte Pfarrer Anton Praetorius
gegen die Hexenverfolgung. Unter den verdienstvollen Männern, die im 17.
Jahrhundert "der damals so schrecklich wütenden Hexenverfolgung mutig
entgegentraten, gebührt eine Ehrenstelle dem wackeren Anton Praetorius",
schreibt Dr.Otto Schnettler, Beckumer Kreiskalender 1928. Auch im
Schieferbergbau- Heimatmuseum Schmallenberg - Holthausen stößt man auf
seinen Namen: "Der erste Westfale, der sich gegen die Hexenverfolgung
wandte, war der gebürtige Lippstädter Anton Praetorius" (A. Bruns,
Landesarchivdirektor a.D., Münster: Hexengerichtsbarkeit im
kurkölnischen Sauerland, Schieferbergbau- Heimatmuseum Schmallenberg -
Holthausen, 1984, S. 234).
Zu Unrecht ist dieser mutige protestantische Prediger fast in
Vergessenheit geraten. Anton Praetorius trat öffentlich gegen Folter und
Hexenprozesse ein. Wegen seiner schonungslosen Kritik an den die
menschenunwürdigen Prozesse und Gefängnissen seiner Zeit wird er als
Vorläufer von "amnesty international" bezeichnet.
Das Leben des Anton Praetorius
Geboren wird er 1560 als Sohn von Matthes Schulze in Lippstadt. Als
Jugendlicher erlebt er Hexenprozesse mit, die mit Folterungen und
Hexenverbrennungen einhergehen. Seine Ausbildung zum Lehrer veranlasst
ihn, seinen Namen ins Lateinische zu setzen. Alte Urkunden im Archiv in
Kamen belegen, dass er 1586 Rektor der Lateinschule zu Kamen wird.
Praetorius heiratet und sein erster Sohn Johannes wird in Kamen geboren,
doch dann hat seine Frau drei Fehlgeburten und stirbt. Seine nächste
Frau stirbt an der Pest kurz nach der Hochzeit. Schließlich heiratet
Praetorius die Tochter eines hessischen Pfarrers in der Nähe der Stadt
Lich.
Der Hexenprozess 1597: Wendepunkt seines
Lebens
Später wirkt Praetorius als reformierter Hofprediger in Birstein im
heutigen Hessen im Büdinger Land. Dort wird er vom Grafen am 4. Mai 1597
zum Mitglied des Gerichtes gegen vier Frauen berufen, die als Hexen
angeklagt sind. Die Frauen werden gefoltert, um ein Geständnis von ihnen
zu erpressen. Doch der Pfarrer Anton Praetorius erträgt die Schreie der
gequälten Frauen nicht länger. Offen wendet er sich gegen den
unmenschlichen Prozess, sodass der Schreiber der gräflichen Kanzlei
vermerkt: "weil der Pfarrer alhie heftig dawieder gewesen, als man die
Weiber peinigte, also ist es diesmal deßhalben unterlassen worden, da er
mit großem Gestüm und Unbescheidenheit vor der Tür angericht den Herrn
D. (= Dominum, d.h. den Grafen) angefordert und heftig contra Torturam
geredet."
Abbildung: Auszug aus dem Protokoll des Hexenprozesses von 1597
Konsequenzen für den Hofprediger
Will heißen: Der Pfarrer wettert derart gegen die Folter, dass der
Prozess beendet und die noch lebende Gefangene freigelassen wird. Dies
ist der einzig überlieferte Fall, dass ein Geistlicher während eines
Hexenprozesses offen die Beendigung der unmenschlichen Folterungen
verlangt - und Erfolg hat. Leider stirbt die Frau wenige Tage danach an
den Folgen der Torturen. Der Graf ist über das Auftreten seines
Hofpredigers außer sich, aber Anton Praetorius kommt mit dem Leben
davon. Er fällt in Ungnade und wird entlassen. Schließlich findet er in
der Nähe von Heidelberg im reformierten Dorf Laudenbach eine neue
Pfarrstelle. Dort schreibt er zunächst unter einem Pseudonym und dann
1602 unter seinem eigenen Namen ein engagiertes Buch gegen die
unchristlichen Hexenprozesse: "Gründlicher Bericht über Zauberey und
Zauberer". Er ist Christ, und seine alleinige Richtschnur ist die Bibel.
Nach diesem Maßstab "sola scriptura" legt er dar, dass die lange Haft
und Folter von Unschuldigen dem Geist und dem Buchstaben des Evangeliums
widerspricht. Schonungslos attakiert er in seiner schlichten,
bibelfesten Frömmigkeit Hexenrichter und ihre Obrigkeiten: "Oder denket
ihr Menschenkinder, die ihr richtet, daß ihr dem Urteil Gottes entrinnen
werdet? - O nein, o nein, liebe Herren, das wird euch nicht
durchgehen..." Die Fürsten bekommen zu hören: "Liebe Herren, wie lange
soll die Ehre Gottes unter euch also geschändet werden?"
Abbildung unten: Titelseite von
Praetorius Bericht von 1602
Vorsicht
- Teufelsbuhle
Doch in diesen Zeiten muss man vorsichtig und klug vorgehen, sonst
landet man selbst schnell auf dem Scheiterhaufen als "Teufelsbuhle", als
Freund der Hexen. Praetorius trifft eine Vorsichtsmaßnahme, indem die
erste Auflage des Buches unter einem anderen Namen herausgegeben wird.
"Dass ich meinen Namen nicht genannt habe, ist wohlweislich geschehen,
dieweil es in unseren trübseligen Zeiten mehr denn gefährlich ist, die
Obrigkeiten und Richter anzutasten und den Fürsprecher für Hexen und
Unholden zu machen, wie solches durch viele Exempel offen und am Tage".
Anton Praetorius wählt als Pseudonym den Namen seines dreizehnjährigen
Sohnes Johannes Scultetum aus Kamen in Westphalen. Johannes Scultetum,
das ist Johannes Schultze, und Schultze - das ist der frühere Namen von
Anton Praetorius. Dieses Pseudonym hat lange Zeit dazu geführt, daß
selbst gelehrte Forscher über Jahrhunderte hinweg dieses Werk nicht mit
Anton Praetorius in Verbindung gebracht haben.
Viele Prominente unterstützen Praetorius
in ganz Deutschland
Praetorius kämpft viele Jahre unter Einsatz seines Lebens gegen Folter
und Hexenprozesse und trägt so seinen Anteil zur späteren Überwindung
der Hexenverfolgung bei. Die 3. Auflage seines Buches im Jahr 1613 kurz
vor seinem Tode widmet er gleichgesinnten Gegnern der Hexenverfolgungen
und Freunden in ganz Deutschland. Unter diesen Widmungen finden sich
Pfarrer und Politiker aus Danzig und Anklam/Ostsee, daneben
Superintendenten/Dekane aus der Gegend zwischen Frankfurt und
Heidelberg, angesehene Männer aus Kamen und Personen des öffentlichen
Lebens aus Unna. Es sind Richter, Pfarrer und Juristen, die
offensichtlich Praetorius in seinem gefährlichen Kampf unterstützt
haben.
Widmungen 1613
400 jähriges Gedenken an sein couragiertes Wirken
2002 jährt sich zum 400. Mal die Herausgabe des epochalen Buches von
Anton Praetorius, die "auf dem Gebiet des Hexenwesens zu den wenigen
(gehört), welche dem 17.Jahrhundert zur Ehre gereichen", so die
Einschätzung von H.P.Kneubühler.
Die Daten sind dem Buch von Hartmut Hegeler entnommen:
Anton Praetorius - Kämpfer gegen Hexenprozesse und Folter, Unna, 2002
Das hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, der
Landschaftsverband Westfalen-Lippe, die Evangelische Landeskirchen in
Baden und Kurhessen-Waldeck, die Stadt Lippstadt, das Bürgermeisteramt
Laudenbach und der Geschichtsverein Oppenheim haben die Herausgabe des
Buches gefördert.
Näheres siehe
www.anton-praetorius.de.
Jugendbuch "Hexenbuhle"
In Hegelers Jugendbuch "Hexenbuhle", das 2004 erscheint, versucht der
Jugendliche Jodokus das Geheimnis um seinen Onkel Anton Praetorius zu
ergründen. Das Buch wird gefördert vom Kreis Unna, der Stadt Lippstadt,
der Kirchengemeinde Muschenheim und von den Stadtwerken Unna und kostet
5,00 Euro. (ISBN 3-9808969-1-9)
In der spannenden Erzählung begegnet uns mit Jodokus Praetorius
möglicherweise die einzige namentlich bezeugte historische Gestalt eines
Jugendlichen aus dieser Zeit. Jodokus stammte aus Unna und hieß mit
vollem Namen Jodocus Praetorius Unnensis Westphalus. Aus seiner
Sicht erzählt er das besondere Engagement seines Onkels Anton Praetorius
gegen die Verfolgung unschuldiger Menschen. Bald gerät Jodokus, der 1614
in Heidelberg sein Studium abschließt, in die dramatischen Ereignisse
eines Hexenprozesses und einer Judenverfolgung (dem sog.
"Fettmilch-Aufstand" 1614 in Frankfurt/M.).
Folter und Pranger
Er erfährt, wie wichtig es ist, sich eine
eigene Meinung zu bilden und Zivilcourage aufzubringen. Diese
Geschehnisse sind durch Urkunden belegt. Deutlich wird, wie damals in
Notzeiten Sündenböcke gesucht - und gefunden wurden. Die Erzählung
bleibt ganz eng an den historischen Fakten. Originaldokumente werden im
Buch abgebildet, so dass dem Leser deutlich wird, dass es sich um
wirkliche Ereignisse aus der Zeit um 1600 handelt. Etwa 30
zeitgenössische Zeichnungen und Holzschnitte bereichern den
Informations- und Bildungswert des Buches und stärken die Lesemotivation
junger Leser.
Ziel des Buches ist es, den Opfern der Gewalt in Hexenprozessen und
Judenverfolgung aus der Zeit um 1600 ein ehrendes Gedenken zu setzen und
ihr Schicksal aus dem Dunkel der Vergangenheit herauszuholen und dem
Vergessen zu entreißen. Besonders der Einsatz von Anton Praetorius als
couragierter Kämpfer gegen Folter möchte Anstöße geben für ein
Engagement gegen Gewalt heute.
Lebensdaten von Pfarrer Anton Praetorius
Praetorius (von lat. "Praetor" =
Vorsteher, Oberrichter, Schulze).
Er setzt seinen Namen selber ins Lateinische.
1560 im westfälischen Lippstadt geboren.
Als sein Vaterland bezeichnet er die Grafschaft Lippe.
Während des Besuchs der Lateinschule in Lippstadt und im
Theologiestudium
erwirbt er sehr gute Bibelkenntnisse.
1573 erlebt er einen Hexenprozess mit.
1581 Mit 21 Jahren wird Anton Praetorius
in den Schuldienst in Lippstadt berufen.
1585 im Frühjahr wird sein Sohn Johannes
geboren.
1586 Rektor der Lateinschule in Kamen.
1587 in Worms als lutherischer Diakon für
die Verwaltung des Kirchenkastens und für soziale Belange
1589 als Diakon an der Katharinenkirche im
kurpfälzischen Oppenheim.
Hier scheint er eindeutig dem reformierten Bekenntnis
anzugehören.
1592 wird er Pfarrer in der kurpfälzischen
Gemeinde Dittelsheim.
1595 Im Oktober gibt er in lateinischer
Sprache die älteste Nachricht von
dem großen Fass in Heidelberg heraus.
1596 wechselt Praetorius nach Offenbach am
Main in die Grafschaft Ysenburg-Büdingen.
1596 stirbt die Frau von Praetorius. Er
ist 36 Jahre alt.
Die zweite Frau ist am 12.Tag nach dem Kirchgang an der Pest
gestorben.
Er verlobt sich zum dritten Mal, doch die dritte Frau stirbt
drei Tage
nach der Abkündigung der Hochzeit.
1596 bis 1598 arbeitet er als Hofprediger
in Isenburg-Birstein.
Praetorius lässt die kleine Kapelle in Birstein zu einer
Kirche umbauen.
18.2.1597 Heirat mit Sibylle, der Tochter
des Pfarrers Pistorius aus Muschenheim bei Lich.
6.März 1597 Buchveröffentlichung:
"Haußgespräch: Christliebenden Eltern und Kindern zur
Beförderung gottseliger Privatübung."
Mai 1597 Praetorius veröffentlicht einen
Katechismus.
3.7. 1597: Praetorius wird Zeuge eines
Prozesses gegen vier Frauen aus Rinderbügen.
Mit wütendem Protest setzt er sich für diese Frauen ein. In
den Akten heißt es:
"weil der Pfarrer alhie hefftig dawieder gewesen, das man die Weiber
peinigte, alß ist es dißmahl deßhalben underlaßen worden. Da er mit
großem Gestüm und Unbescheidenheit vor der Tür angericht den Herrn D.
angefürdert und heftig CONTRA TORTURAM geredet."
=> Praetorius gelingt es, die Frau aus der Folterkammer zu retten.
(Entlassung durch Graf Wolfgang Ernst.)
1598 Pfarrer in Laudenbach in der
Kurpfalz.
Praetorius richtet eine Armenkasse ein und einen kirchlichen
Friedhof.
1598 unter dem Pseudonym seines Sohnes
Johannes Scultetus veröffentlicht er:
Von Zauberey vnd Zauberern Gründlicher Bericht.
1602 fasst er in einer 2.Auflage des
Buches den Mut, seinen eigenen Namen als Autor zu verwenden.
1602 veröffentlicht er ein weiteres Buch:
"de sacrosanctis Jesu Christi sacramentis"
1. Mai 1604 Sohn Johannes immatrikuliert
sich an der Universität in Heidelberg.
1605 schließt Sohn Johannes das Studium
mit dem Baccalaureat ab.
1612 Umbau der Kirche: die protestantische
Tür.
1613 stirbt Sohn Johannes im Alter von 28
Jahren.
15. Juni 1613: Praetorius hält eine letzte
Trauung in Weinheim.
1613 Dritte Auflage seines Berichtes über
Zauberey und Zauberer
6.12.1613 stirbt er im Alter von 53
Jahren.
1629 erscheint die vierte und letzte
Auflage seines Berichtes über Zauberey und Zauberer
von unbekannter Hand.
Abbildung Karte der
Lebensstationen von Praetorius
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ab hier
beginnt ein anderes Referat:
Allgemeines zur Hexenverfolgung
Das zentrale
Element für die Hexenverfolgung war die christliche Kirchenlehre, die
ihnen das Bündnis mit dem Teufel unterstellte.
Anders als die vorchristlichen Zauberer wurde die christliche Hexe als
ketzerisch und unlöslich mit dem Teufel verbunden eingestuft.
Anfang und Ende der Hexenverfolgung
In
Frankreich begann die Hexenverfolgung zuerst. Sie erreichte in den
letzten beiden Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts ihren Höhepunkt.
Jedoch war Frankreich auch das erste Land, das den Hexenwahn wieder
abstellte. Ludwig XVI schaffte 1682 die Hexenverfolgung durch einen
Erlass ab. Die letzte Hexe wurde 1782 in der Schweiz hingerichtet. Der
,,Hexenhammer" von 1486 war vermutlich das maßgebende Werk, das das
Vorgehen bei der Erkennung und Verfolgung der Hexen zusammenfasste und
verstärkte.
Unter den Opfern der Hexenverfolgung befanden sich Arbeiter, Beamte und
Adelige und sogar Priester wurden von der Verfolgung nicht ausgenommen.
Unter den Hingerichteten befanden sich z.B. Juristen, Bürgermeister,
Gerichtsdiener, Diakone und Kinder ab 4 Jahren.
Gründe für Anschuldigungen
Um einen Hexenprozess in Gang zu setzen, war es notwendig, dass eine
bestimmte Person angeklagt wurde. Die ungeprüfte Beschuldigung eines
übereifrigen Gläubigen genügte dafür bereits, aber auch ein Richter
konnte sich durch vage Gerüchte zur Eröffnung eines Falles berechtigt
fühlen. Das Urteil war schnell gefällt und endgültig. Oft wurde eine
Anklage nur aus Hass, Willkür, Neid oder Umweltkatastrophen erhoben.
Folgende Merkmale und Verhaltensweisen wurden zu den Indizien gezählt:
Häufiger sowie mangelnder Kirchenbesuch, sicheres Auftreten gleichsam
als augenfällige Verteidigung, Aufenthalt auf einem Feld vor einem
Unwetter, Verwandtschaft oder Freundschaft mit einer bereits
verurteilten Hexe, ein schlechter Ruf, Hexenmale (d.h. unempfindliche
Körperstellen als Zeichen der Teufelsverbundenheit), geringes
Körpergewicht, usw.
Dies führte zu der Vorstellung, dass Hexen nicht untergehen können.
Verschiedene Foltermethoden
Zu
den Werkzeugen und Methoden, mit deren Hilfe man bei jedem ein
Geständnis erpressen konnte, zählten Daumenschrauben, Beinschrauben, das
Peitschen, das Aufziehen, der Stock (ein Holzblock mit Eisennägeln), ins
Fleisch schneiden (mit einer Schnur bis zum Knochen), Eintauchen in
kaltes Wasser, Brennen unter den Armen und in der Leistengegend mit in
Schwefel getauchten Federn, gewaltsames Füttern mit salzigen Substanzen
und anschließende Verweigerung von Wasser,
Bäder in siedendem Kalkwasser und ähnliche abscheuliche Methoden. Die
Verurteilten waren nicht einmal nach dem Urteilsspruch und auf den Weg
zur Hinrichtungsstätte vor Folterungen sicher. Die endgültige Bestrafung
konnte weitere Quälereien, wie z.B. das Abhacken der rechten Hand oder
bei Frauen das Zerreißen der Brüste mit glühenden Zangen einschließen.
Die Todesstrafe
Fast ausnahmslos wurden die Hexen zum Tod durch Verbrennung auf einem
Scheiterhaufen verurteilt.
Als Gnadenerweis wurde manchen besonders gefügigen Opfern die
Erdrosselung oder das Köpfen vor der Verbrennung zugestanden.
Der Feuertod sollte die Strafen der Hölle auf der Erde vorweg nehmen.
Die
Hexenverfolgungen zählen wohl zu den schlimmsten Verbrechen der
Menschheit! |