Vom Roheisen zum Stahl
Das
im Hochofenprozess entstandene Roheisen ist als Werkstoff leider kaum
zu gebrauchen. Es enthält verschiedene Verunreinigungen. Diese sind die
Elemente Kohlenstoff, Mangan, Silizium, Phosphor, Schwefel u.a., wobei
Kohlenstoff mit 3-5% anteilsmäßig wesentlich mehr enthalten ist als die
anderen unerwünschten Begleitelementen. Kohlenstoff und die anderen
Verunreinigungen bewirken, dass das Roheisen spröde (brüchig) wird und sich
schlecht schmieden (verformen) lässt, aber auch, dass es schneller schmilzt
als reines Eisen.
Weiterverarbeitung
Das flüssige Roheisen aus dem Hochofen wird je nach der Art, in der
Kohlenstoff in ihm gebunden ist, in graues und weißes Roheisen
unterteilt. Graues Roheisen wird nach dem Einschmelzen von Schrotteilen in
Formen gegossen und heißt dann Gusseisen. Gegenstände aus Gusseisen
sind z.B. Kanaldeckel, Heizkörper, Öfen, Rohre, Motorblöcke und
Maschinenteile. Gegenstände aus Gusseisen sind aber spröde und
nicht sehr temperaturbeständig. Ihr Vorteil ist, dass sie kaum rosten.
Weißes Roheisen hingegen wird zu Stahl weiterverarbeitet.
Stahl
Die Vorteile des Stahls liegen in seiner guten Verformbarkeit und
seiner Hitzebeständigkeit. Stahl wird aus Roheisen hergestellt, in
dem man den Kohlenstoffgehalt unter etwa 1,7% senkt und die anderen
verunreinigenden Elemente weitgehend entfernt. Stahl wird aus diesem Grund
auch "veredeltes Eisen" genannt. Dem Stahl kann man noch Elemente beimengen,
so dass je nach Art und Menge der Elemente Stahllegierungen mit
speziellen Eigenschaften entstehen.
Verfahren zur Stahlherstellung
Der
Vorgang, bei dem der Gehalt an Kohlenstoff und anderem Elementen im Roheisen
gesenkt wird, wird als Frischen bezeichnet, was nichts anderes
bedeutet, als dass die unerwünschten Begleitelemente oxidiert werden.
Relativ unbedeutende Frischverfahren sind das Bessemer-Verfahren und
das Thomas-Verfahren, bei denen die Oxidation durch Luft
vonstatten geht.
Technisch weit verbreitet ist aber das sogenannte LD-Verfahren.
Seinen Namen erhielt es nach den Österreichischen Stahlwerken in Linz und
Donawitz. Bei diesem Verfahren wird das flüssige Roheisen aus dem Hochofen
in einen großen, schwenkbaren Behälter gefüllt. Dieser Behälter heißt
Konverter und fasst ungefähr 300t flüssiges Roheisen. Zusätzlich wird
noch Eisenschrott in ihn gegeben. Der Eisenschrott wird zur Kühlung
des Konverters benötigt. Denn die Reaktion, die zur Umwandlung von Roheisen
in Stahl führt, ist exotherm, so dass die Temperatur der Schmelze im
Konverter trotz Zugabe von Metallschrott von etwa 1250°C auf etwa 1600°C
ansteigt.
Am Anfang
der Reaktion steht eine wassergekühlte Lanze, die in die Schmelze des
Konverters gehalten wird. Durch diese Lanze wird reiner Sauerstoff mit einem
Druck von etwa 10bar geblasen. Der Sauerstoff oxidiert die Begleitelemente
und die entstehenden gasförmigen Oxide (die Gase Kohlenmonoxid, Kohlendioxid
und Schwefeldioxid) entweichen durch die Konverteröffnung in den Abgaskamin
oder lagern sich an der Oberfläche der Schmelze ab (alle festen/flüssigen
Oxide), wo sie zusammen mit vorher zugegebenem Kalkstein die sogen.
Schlacke bilden. Nach etwa einer halben Stunde ist der Gehalt an
Fremdelementen in der Schmelze stark gesenkt. Die Schlacke und die
Stahlschmelze werden getrennt voneinander abgestochen, d.h. aus dem
Konverter in einen Transportkübel gegossen. Dann folgt der Prozess der
Rückkopplung, bei der man noch etwas kohlenstoffhaltiges Eisen hinzu
gibt, um den Kohlenstoffgehalt des Stahls zu regulieren, den dieser darf
nicht zu klein werden.
Das
zweite wichtige Stahlherstellungsverfahren ist das Elektrostahlverfahren.
In einem Elektroofen wird das Roheisen auf Temperaturen um 3000°C
gebracht. Dies erreicht man durch anlegen einer Spannung zwischen zwei
Graphitelektroden, zwischen denen sich dann ein sogenannter Lichtbogen
bilden. Außer dem Roheisen wird Schrott zugegeben, dessen Sauerstoffanteil
die Begleitelemente oxidiert. Dann setzt man Legierungsmetalle in bestimmten
Mengen direkt hinzu, so dass eine Stahllegierung entsteht. Stähle, die im
Elektroofen erzeugt wurden, heißen Elektrostähle und sind besonders
hochwertig.
Stahlsorten
Bei den Stahlsorten lassen sich zwei große Gruppen unterscheiden, die
Kohlenstoffstähle und die Edelstähle. In beiden Fällen handelt es sich um
kohlenstoffhaltiges Eisen, aber Edelstähle enthalten noch zusätzlich noch
andere Metalle.
Kohlenstoffstähle sind nichtlegierte Stahlsorten, die über 80% des weltweit
erzeugten Stahls ausmachen. Es gibt viele Kohlenstoffstähle mit
unterschiedlichem Kohlenstoffgehalt. Stähle mit einem Gehalt von weniger als
0,25% Kohlenstoff sind leicht verformbar und werden zur Herstellung von
Blechen, Konservendosen, Autokarosserien, Drähten und Nägeln verwendet.
Liegt der Kohlenstoffgehalt zwischen 0,25% und 0,7% wird der Stahl härter
und lässt sich weniger leicht verformen. Daher wird dieser Kohlenstoffstahl
für Eisenbahnschienen, im Maschinenbau, sowie im Stahlbau hauptsächlich
verwendet. Die höchste Kohlenstoffkonzentration im Stahl beträgt 0,7% bis
1,5% - der Stahl ist somit sehr hart und kaum verformbar. Seine Verwendung
findet Anwendung in der Chirurgie (Chirurgische Instrumente), in der
Werkzeugherstellung, sowie als Rasierklingen und Stahlfedern.
Eigenschaften
Die grundlegenden mechanischen Eigenschaften aller Stähle sind die
Verformbarkeit und die Zugfestigkeit. Beide Eigenschaften hängen vom
Kohlenstoffgehalt des Stahles ab. Es ist aber unmöglich, beide Eigenschaften
gleichzeitig in einer Stahlsorte zu optimieren.
Bei niedrigem Kohlenstoffgehalt sind die Stähle leicht verformbar und haben
eine geringe Zugfestigkeit.
Bei hohem Kohlenstoffgehalt aber herrschen eine hohe Zugfestigkeit und eine
schwere Verformbarkeit vor.
Unterschiede Zwischen Stahl und Gusseisen
|
Stahl |
Gußeisen |
Kohlenstoffgehalt in % |
0,5
bis 1,7 |
3,2
bis 3,6 |
Eigenschaften |
plastisch verformbar
zugfest
schmiedbar
schweißbar
|
Formgebung durch Gießen
geringe Bruch- und Schlagfestigkeit
hart aber spröde
|
Verwendung |
Maschinenteilherstellung
Federherstellung
Autoblechherstellung
Baustahlherstellung
|
Herstellung von
Kanaldeckeln
Heizkörpern
Öfen
Röhren
Motorblöcken
Maschinenteilen
|
Einige
Legierungen
Name |
Zusammensetzung |
Eigenschaften |
Verwendung |
V2A-Stahl |
Fe,
bis zu 18% Cr,
bis
zu 14 % Ni |
korossionsfest
säurebeständig
sehr
hart |
Werkzeuge
Fahrzeugbau |
Invar-Stahl |
65%
Fe, ca. 35% Ni |
geringe Wärmeausdehnung |
Präzisionsmessinstrumente |
Messing |
60-70% Cu, 30-40 Zn |
korossionsbeständig |
Maschinenbau
Armaturen |
Glockenbronze |
80%
Cu, 20% Sn |
sehr
hart
stoßfest |
Glockenguss |
Dural |
Al,
bis zu 5% Cu
(+
Mn, Mg, Si) |
korossionsfest |
Flugzeug- und Fahrzeugbau |
Neusilber |
73-80% Cu, 15-20% Ni, bis zu 7% Zn |
korossionsfest |
Bestecke, feinmechanische Geräte |
Schnellarbeitsstähle |
Fe,
4% Cr, 15% W, 2% V |
bei
Rotglut hart |
Werkzeuge |
Ökologische Aspekte der Stahlherstellung
Vor dem Hintergrund von Klimaveränderungen durch C02 -Emissionen
bedarf es in der Stahlindustrie, die wegen der Koksmetallurgie ein
Hauptverwerter fossiler Brennstoffe ist, einer ständigen Kontrolle nicht nur
der Prozesswirtschaftlichkeit, sondern auch der Umweltverträglichkeit und
des Energieverbrauchs der eingesetzten Technologien. Dies gilt für
bestehende Anlagen ebenso wie für den Aufbau neuer Kapazitäten - und zwar
global, da (teurer) Umweltschutz nicht durch Standortverlagerung aufgrund
laxerer Gesetzgebung in Entwicklungsländern umgangen werden darf.
Prinzipiell bieten sich zwei Ansätze für Stahlerzeuger an: Optimierung der
Kreislaufwirtschaft und präventive Abfallwirtschaft durch
produktionsintegrierten Umweltschutz.
Die Kreislaufwirtschaft des klassischen Integrierten Hüttenwerkes, das aus
Erz und Koks Stahl über die klassische Route - Hochofen, Stahl- und Walzwerk
- erzeugt, wurde seit dem Beginn der Industrialisierung ständig optimiert.
Die bedeutendsten Meilensteine der Nachkriegszeit sind die Entwicklung des
Sauerstoff Aufblas-Verfahrens ("LD-Verfahrens") zur Stahlerzeugung und die
Einführung des Stranggießverfahrens. Letzteres löste den Blockguss ab und
ermöglichte eine Einsparung von weltweit etwa 100 Millionen t Eigenschrott.
Trotzdem steigt das Schrottangebot, aber ein Integriertes Hüttenwerk kann da
nur begrenzt nachkommen, da im Sauerstoff Aufblas-Verfahren nur etwa ein
Viertel der Rohstahlmenge durch Schrott bereitgestellt werden kann. Im
Elektrostahlwerk können hingegen bis 100 Prozent Schrott verarbeitet werden.
Obwohl diese Art der Stahlerzeugung nur etwa halb so viel Energie wie das
LD-Stahlwerk benötigt, exportiert die rohstoffarme Bundesrepublik
Deutschland jährlich rund 8 Millionen t Stahlschrott.
Der Export des Rohstoffes "Schrott" soll in Zukunft zu Gunsten einer
umweltorientierten Kreislaufwirtschaft reduziert werden. Die (noch) geringen
Elektrostahlkapazitäten in Deutschland werden derzeit durch Neubauten in
Unterwellenborn, Peine und Georgsmarienhütte erweitert.
Durch konsequente Stoffflussoptimierung und Restwärmeausnutzung ist die
Stahlerzeugung auf Erzbasis im Integrierten Hüttenwerk bezüglich ihrer
Schadstoffbelastung für Boden, Luft und Wasser nicht mehr wesentlich zu
verbessern. Der Energieverbrauch bei der Stahlherstellung wird hauptsächlich
durch das mehrmalige Wiedererwärmen auf dem Weg von Kokerei bis Warmwalzwerk
bestimmt.
Dem Produktionsintegrierten Umweltschutz kann durch intelligente Anwendung
und innovative Erzeugung von Stahl nachgekommen werden. Beispielsweise birgt
die Entwicklung hochfester
Stahlsorten mit Hilfe moderner Stähle und Konstruktionsmethoden ein
erhebliches Energieeinsparungspotential bei der Verwendung als
Karosseriewerkstoff. Durch eine optimierte thermomechanische Behandlung
lassen sich bereits im Herstellungsprozess, bei der Verarbeitung und Nutzung
sowie durch die bestens eingeführte Wiederverwertung bilanzielle Vorteile
von Stahl als Karosseriewerkstoff ableiten. |