Die Pest
Der Erreger
Der Erreger ist ein
Bakterium namens Yersinia pestis (nach einem
seiner Entdecker A. Yersini benannt) oder
auch Pasteurella pestis genannt. Der Erreger
ist die bekannteste Spezies aus der Familie
der Brucellaceae.
Sie sehen aus wie kleine
plumpe Stäbchen. Sie können im Tierkörper
(da auch Tiere die Pest bekommen können)
Kapselbildung verursachen.
Die Krankheitsbilder
Die Pest tritt in drei Arten auf: die
Beulen- oder Burbonenpest, die Lungenpest
und die septikämische Pest. Die erstere wird
durch Rattenflöhe übertragen, letztere durch
Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch.
Die Beulenpest oder auch Burbonenpest hat
ihren Namen durch die Vergrößerung der
Lymphknoten erhalten, die wie „Beulen" (sog.
Burbonen) auf der Haut zu sehen sind und
auch eitern können. Diese Form stellt die
häufigste und auch die mildeste Form da. Der
sog. Primärbubo, d.h. Die erste "Beule" die
sich nach Befall der Pesterreger bildet, ist
häufig in der Leistenregion lokalisiert, da
durch Flohbisse an den Beinen die Bakterien
über die Lymphbahnen zuerst die Lymphknoten
der Leistenregion erreichten. Von dort
ausgehend ist ein Befall weiterer
Lymphknoten oder gar eine Ausbreitung
Ausbreitung im Körper möglich. Die
Inkubationszeit der Beulenpest beträgt zwei
bis zehn Tagen, man erkennt sie an folgenden
Symptome: Anschwellen der Lymphknoten,
geschwollene Zunge, brennender Durst, hohes
Fieber (von 40 bis 42°C), Schüttelfrost,
unregelmäßiger Puls, oftmals heftigem
Delirium, Störungen des Nervensystems,
heftigen Kopfschmerzen, starren Blick,
erbrechen, trockener Mund, erweiterte
Pupillen, plötzlich auftretende Blutungen,
psychische Störungen und besonders natürlich
den etwa gänseeigrossen schwarzblauen
Beulen. Die Überlebenschance liegen bei 40
bis 50%. Wird dies nicht behandelt, tritt
nach einigen Tagen die Lungenpest ein.
Bei einem Befall der Lunge kommt es zur
schwerwiegenden, auch für andere Menschen
direkt ansteckenden Lungenpest. Sie kann von
einer Beulenpest mit Ausbreitung der
Bakterien auf dem Blutweg in die Lunge
gelangen. Erfolgt die Ansteckung über
Tröpfcheninfektion direkt von einem anderen
Patienten mit Lungenpest so entsteht die
primäre Lungenpest (ohne vorauszusehende
Beulenpest). Zu Beginn der Erkrankung kommt
es zu Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen. Im
weiteren Verlauf entwickelt sich ein Husten
mit blutigem Auswurf, zunehmende
Atembeschwerden bis hin zum Schock und
Atemstillstand. Die Lungenpest ist fast
immer tödlich wenn sie nicht frühzeitig
(innerhalb von 24 Stunden) mit Antibiotika
behandelt wird.
Eine septikämische Pest tritt auf, wenn sich
die Pestbakterien über den Blutweg weiter im
Körper ausbreiten kann es sehr schnell zu er
Sepsis („Blutvergiftung") kommen. In sehr
kurzer Zeit entwickelt sich hohes Fieber mit
Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Schwindel im
weitern Verlauf ein Kreislaufschock und
innere Blutungen. Die Ausbreitung der
Bakterien im ganzen Körper und die
Absiedlung in unterschiedliche Organe können
in kürzester Zeit zu einem
lebensbedrohlichen Zustand führen.
Der Wirkungsmechanismus
Die Pest kommt in der Natur nur bei
Nagetieren der zentralasiatischen Steppen
vor. Durch die Blutaufnahme des Rattenflohes
gelangt sie von dort in sein
Magen-Darm-Kanal. Der Floh infizierte nun
Haus- und Wanderratten, die in Gemeinschaft
mit den Menschen lebten, wodurch die
Übertragung auf den Menschen statt fand.
Durch den Biss des Flohs gelangen die
Bakterien in die Blutbahn des Menschen. Dort
probieren Lymphknoten die Bakterien zu
zerstören. Dadurch schwillt der Lymphknoten
bis zur Faustgröße an und verfärbt sich
dunkel. Wenn die Bakterien aus dem
Lymphknoten ausbrechen, überschwemmen sie
den ganzen Körper. Wenn sie sich vermehren
produzieren ihr gefährliches Toxin. Dies
zersetzt Gewebe und macht es zu einer
einzigen geschwollenen, sulzigen Masse.
Danach können auch die Lungen befallen
werden. Der Tod tritt durch Luftknappheit
und darauf folgendem Kreislaufversagen ein.
Bei direkt erworbener Lungenpest fehlen die
charakteristischen Beulen, welche bei der
Bubonenpest erst nach einigen Tagen
auftreten.
Bekämpfung der Pest
Da
im Mittelalter wenig über die Pest bekannt
war, wurden zu ihrer Bekämpfung
vielfältigste Mittel angewandt: zur
„Desinfektion" wurde von Essig, Rauch,
Schwefel und Parfum (daraus wurde später das
„Echte Kölnisch Wasser" entwickelt) gebrauch
gemacht. Es waren Pestärzte, auch
„Schnabeldoktoren". Unterwegs. Sie trugen
ein langes gewachstes Gewand. Den Kopf
bedeckte ein flacher Zylinder und das
Gesicht ist durch eine Maske mit einer
entenschnabelartigen Ausbuchtung geschützt.
In diesem Schnabel befinden sich Kräuter und
Flüssigkeiten, die vor den „Ausdünstungen"
der Kranken schützen sollen. Über den Händen
hat er Handschuhe an. Um nicht zu nahe an
die Kranken herangehen zu müssen, gibt er
seine Anweisungen mit einem Zeigestock.
Man kannte kein wirksame Behandlung. Die
Pestgeschwüre ließ man durch Salben „reifen"
und schnitt sie dann auf um Eiter und Blut
abfließen zu lassen. Man ließ die Luft durch
ständigem Abbrennen von Feuern „reinigen".
Furchtlosigkeit wurde als oberstes Mittel
gegen die Pest gepriesen. Man bettete zu den
Pestheiligen (besonders der Heilige
Sebastian und der Heilige Rochus uvm.).
Isolation und Quarantäne wurden eingesetzt.
Dies erwies sich als etwas vom Wenigen, das
wirksam war. Jede Stadt führte die
Quarantäne, normalerweise vierzig Tage lang,
an allen Fremden durch und Kranken wurden
isoliert. Ein schlechtes Zeichen waren die
Pestkarren, die die Toten gleich karrenweise
aus der Stadt zu den Pestlöchern
transportierten: Zeichen dafür, dass an
einem Tag oft Tausende von Toten weggebracht
werden mussten. Auf sehr makabere Art wurden
dort Massenbeerdigungen durchgeführt. Die
Toten wurden lagenweise in die Löcher
geworfen, mit Erde zugeschüttet, um darauf
die nächste Lage Tote zu werfen. Wenn die
Toten einzeln beerdigt wurden, kam ein
spezieller Pestsarg zum Einsatz: er besaß an
der Unterseite zwei Klappen, durch die der
Tote ohne großen Aufwand ins Grab befördert
wurde, und der Sarg war bereit für den
nächsten Toten.
Heute stehen gegen die Pest wirksame
Methoden zur Verfügung: Ist die Krankheit
bereits ausgebrochen, kann sie durch
verschiedene Antibiotika in hohen Dosen
gestoppt werden. Ist mit einer Ansteckung zu
rechnen (Reise in ein befallenes Gebiet),
gewährleistet eine Impfung einen
fünfmonatigen Schutz. Die Schutzimpfung
besteht meist aus abgetöteten Pestbakterien.
Ansonsten sind Quarantäne, Isolation und die
Bekämpfung der Ratten die wirksamsten
Methoden dir Pest zu bekämpfen.
Verbreitung
Die Pest beschränkte sich ursprünglich auf
die Steppen am Fuße des Himalaya-Massives.
Über die Seidenstraße gelangte sie nach
Europa, Afrika und mit der Schifffahrt
später auch nach Nord- und Südamerika.
Natürliche Reservoirs bestehen heute noch in
Zentralasien, den westlichen Gebieten Nord-
und Südamerika und Zentralafrika. Bei
geringer Wachsamkeit kann von dort aus jeder
Zeit eine Epidemie ausbrechen.
Zu der Erkenntnis, dass die Pest von
Rattenflöhen und von Mensch zu Mensch
übertragen werden kann, kam man erst im 19.
Jahrhundert und erst 1894 wurde das
Pestbakterium durch S. Kitasato, einem
Schüler von Robert Koch und A. Yersin
entdeckt.
Im Mittelalter beschuldigte man die Juden,
Zigeuner, Aussätzige und fremde
Handelsreisende der Brunnenvergiftung, auch
Geister, Gespenster und Hexen wurden
beschuldigt; letztere wurden oft sogar
verbrannt. Für die verseuchte Luft wurde
auch die Konstellation der Sterne genannt,
die Strafe Gottes und die Bosheit Satans
angegeben.
Historischer Abriss
Die Pest gilt heute immer noch als die
schlimmste Krankheit der Geschichte. Bei der
großen Pestepidemie, die 1347-1351 Europa
heimsuchte, starb etwa ein Drittel der
gesamten Bevölkerung dem Schwarzem Tod.
Die Pest wütete aber auch schon in der Bibel
(A.T.). Und auch auch in der Antike suchte
sie sich ab 1080 v. Chr. Regelmäßig ihre
Opfer. Sogar römische Kaiser (Marc Aurel)
entrannen ihr nicht.
Im 14. Jahrhundert wurde die große Pestwelle
durch folgende Begebenheiten eingeleitet:
die tatarischen Reiterhorden unter Hhan Djam
Bek belagerten das große reiche genuesische
Handelszentrum Kaffa am Schwarzen Meer. Nach
dem Ausbruch der Pest unter den tatarischen
Soldaten ließ der Khan die Pestleichen über
die Stadtmauer in die Stadt katapultieren.
Nach dem Abzug der Tataren nahm Kaffa den
Handel wieder auf, und der „Schwarze Tod"
konnte sich ausbreiten. Über Konstantinopel
erreichte er Sizilien, wenig später Pisa,
und damit ganz Norditalien. Von wo er sich
nun nordwärts über ganz Europa verbreitete.
Die Pest wütete zwischen 1347 und 1351
zwischen Grönland und Konstantinopel und
kostete 25 Millionen Menschen das Leben, das
heißt einem Drittel der damaligen
Bevölkerung. Von nun an erreichte die Pest
(lateinisch=Seuche, Unglück, Verderben) alle
neun bis zwölf Jahren einen neuen Höhepunkt.
Ausbrüche ereigneten sich besonders
regional, jedoch jährlich. Somit wurden zum
Teil ganze Landstriche entvölkert. Und auch
in Städten wie beispielsweise Bremen betrug
die Todesrate bis zu 70%.
Durch bessere Hygiene und
Ausrottungsversuche der Ratten gelang es ab
etwa 1740 die Pest in Europa einzudämmen.
Besonders in Drittweltländer bricht sogar
die Pest heute noch aus (Indien 1994)
Soziale Auswirkungen der Pest
Die Ausbrüche im Mittelalter hatten viele
soziale Auswirkungen zur Folge: die Menschen
verließen ihre Familien und Freunde, um sich
vor der Ansteckung zu schützen. Besonders
Adelige konnten sich die Flucht leisten.
Damit entstand ein Mangel Ärzten und
Priestern, damit wurde die Angst beim Volk
noch größer. Die Leute wurden nicht mehr
behandelt, erhielten die besonders die
Letzte Ölung nicht mehr. Als sie starben
waren sie körperlich und geistig ein Wrack.
Es ereigneten sich Tragödien: Mütter
schlugen ihre Kinder Tod, damit sie nicht so
jämmerlich sterben mussten, Männer
beerdigten sich Lebend, um nicht schon vor
dem sterben von Mäusen, Ratten oder Würmern
angefressen zu werden.
Die Herrscher begannen Menschenansammlungen,
darunter sogar Gottesdienste, zu verbieten.
Das dazu führte das das Abendmahl auf zwei
Meter langen Löffeln verteilt wurde. Es
wurden auch Hygienevorschriften erlassen.
Vielerorts versuchten die Behörden das
Auftreten der Pest zu verheimlichen und zu
vertuschen. Man wollte die Handelbeziehungen
zu anderen Städten nicht gefährden und Panik
im Volk verhindern.
Manche Leute blieben den ganzen Tag in der
Kirche, andere fingen an ihre Sünden zu
beichten und sich dafür zu geißeln
(Flagellanten); die Judenverfolgung begann,
wo anders wurden sämtliche Haustiere
geschlachtet, Totentänze wurden aufgeführt,
es wurden zu der Zeit viel geplündert. Viele
missbrauchten die Pest für ihre Interessen.
In Avignon wurden 1722 einige
Krankenschwestern entlassen, da sie mit den
Pestleichen Bockspringen spielten!
Pest als
Biologische Waffe
Die Pest wird heute auch in
Hochsicherheitslabors aufbewahrt, zum
Beispiel in Frankreich. Sie kann als
biologische Waffe eingesetzt werden, denn
sie hat eine gewaltige Wirkung. Sie würde
dann als Flüssigkeit eingesetzt werden.
Ausblick auf die Zukunft
Die großen Epidemien gehören der
Vergangenheit an, die Pest hat aber ihren
Schrecken nicht verloren. Heute noch
schreckt sie die Menschen durch neue
Ausbrüche auf. So werden heute pro Jahr
wieder rund 140 Pesttote gezählt. Das sine
mehr als noch vor einigen Jahrzehnten. Auch
die Anzahl der Erkrankungen stieg von 200 im
Jahre 1981 auf über 2000 zehn Jahre später.
Und die Experten befürchten, dass diese
Tendenz ansteigen wird. |