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Skript |
Japan - ein Überblick |
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Inhalt: |
Überblick zu Geographie, Klima, Bevölkerung, Entwicklung und Industrie. |
Lehrplan: |
Wirtschaftsstrukturen |
Kursart: |
2-stündig |
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Skript
Japan
1. Naturraum
Ungunstfaktoren
Geotektonik:
- Lage an Plattengrenze - > Erdbebengefahr in
dichtest besiedelten Gebieten
- Zum Teil sehr vulkangefährdet (Inseln mit ca. 20
Eruptionen/Monat)
- Neulandgebiete an der Küste: Aufgeschüttetes Land
->" Verflüssigungseffekt " bei Erdbeben / Tsunamis
- Weiterhin: Heiße Quellen als Folge vulkanischer
Erscheinungen
Problem: Relief: Nur 1/4 des Landes weniger als
15° geneigt. ->Küstenebenen im O als Hauptbesiedlungsräume:
- Tokyo-Bucht
- Ise-Bucht (Nagoya)
- Osaka-Bucht
= >Gebirgsregion u Norden dünn besiedelt
2. Klima:
Faktoren:
- - N-S Erstreckung
- - Lage zu Kontinent Asien und Pazifikwassermassen
- - Meeresströmungen (Kuro-Schio / Oya-Schio)
- - Gebirgszüge (absperrende Wirkung für
Luftmassen)
- => unterschiedliche Luftmassen
- Winter:
- kontinentale, kalte Luftmassen (aus Ostsibierien)
- maritime Polarluft von N-Pazifik
- Sommer:
- trop., maritime Luftmassen von S-Pazifik
- trop., kontinentale Luftmassen aus S-China
- NS hpts. Sommer (Monsunklima!)
Entsprechend: Vegetationsperiode 150 Tage(N) - 250(S) evtl. 2 Ernten
bei schnell wachsenden Reissorten (ausreichend Wasserangebot, wegen
Sommermonsuns mit bis zu 3000mm NS / Jahr)
- - Taifune (tropische Wirbelstürme)
-> dicht besiedelte Küste bedroht
- Meist karge Gebirgsböden, Ausnahme in
vulkanischen Regionen (oft nur in
großen Höhen) -> verhältnismäßig wenig Kulturland -> fast 70%
waldbedeckt (meist Sekundärwald)
3.
Besonderheiten japanischer Kultur und Tradition
> 99% der gleichen ethnischen Gruppe
(Schintoisten) - durch Geburt festgelegt (nur Japaner kann Schintoist
sein)
-> keine Orientierung am Individuum, sondern gruppenbezogen
(z. B.
Firma "Schicksalsgemeinschaften")
Grund: Räumliche Enge und Katastrophengefahr ->
enges Zusammengehörigkeitsgefühl
2/3 der Bevölkerung in besonders dicht besiedelten
Räumen (> 4000 E/km2 "densily inhabitated districts DID";
Gemeinden mit > 200 000 Einwohnern)
zB. Tokyo > 16 000 E/km2; in Planung:
Millenniums- Tower mit ca. 130 000 Arbeitsplätzen)
Hier Sitz der Verwaltung vieler Firmen (Prestige)
- -> Konzentration der
Facharbeiter
- -> höchstes Lohnniveau, höchste
Lebenshaltungs- und Grundstückskosten (1 m2 bis zu 200
000 $ )
- -> höchste Verkehrsdichte
- -> Problem der
Dezentralisierung kaum lösbar
4. Die
Entwicklung der japanischen Wirtschaft
Besonderes Problem: Rohstoff- und Energieknappheit
(eigene Rohstoffe nur für beginnende Industrialisierung ausreichend)
später Sicherung der Rohstoff- und Energieversorgung
immer problematisch => imperialistische Expansionspolitik (z.B.
Rohstoffe aus China)
(führte letztendlich in den 2. Weltkrieg)
Dennoch: Führende Industrienation
- fehlende Kolonialstruktur (z.B. Handwerk
konnte sich ungesört entwickeln)
- Mentalität d. Japaner (Fleiß / Gemeinschaft /
Loyalität geg. der Firma -> z.B. nur 9 Urlaubstage von 14 werden
genutzt )
- Sicherheit der Arbeitsplätze ( für
Stammpersonal)
- langfristige Rohstofflieferverträge (Öl)
- ~ 50 Kernkraftwerke (Erdbebengefahr!)
- Wiederaufbau nach 2. Weltkrieg
- "alte Unternehmerfamilien" ( ehemalige
Textilindustrie) -> Managementerfahrung
- alte Industrien modern (und zT auch in
neuen Branchen) wiederaufgebaut
- alte Handwerkskstradition ->
spezialisierte erfindungsreiche Arbeitskräfte
- überbetriebliche Zusammenarbeit ->
gemeinsame Entwicklungen
- kein soziales Konfliktpotential
Gewerkschaften:
- Nur Forderungen, die keine Existenzgrundlagen
von Betrieben gefährden
Lebensarbeitszeit:
- ein Betrieb wird nicht verlassen (internes
Wissen!!)
- Gegenleistung: keine Kündigung (nur für
Stammpersonal) bis ca. 55 Jahre
- nur unzureichende Altersversorgung
Schulsystem:
-
Zweck- und Leistungsorientiert
- größte Lernstoffmengen
- häufige Übertrittsprüfungen -> wichtig:
Abschluss renommierter Schulen
- Problem: Stress-> Aggressivität/Selbstmorde
Qualitätskontrollen:
- -> Ausschuss <1% (Deutschland ca. 6%)
- -> niedriger Preis z.T. durch bessere
Qualität (weniger Garantieleistungen)
Problem:
- Duale Struktur
- Großbetriebe <-> Klein-Kleinstbetriebe
(nicht mehr konkurrenzfähig)
- Teil der Bev. ohne ausreichende
Ausbildung, Stammarbeitsplatz, ohne gewerkschaftl. Schutz ,
Opfer der Rationalisierung
Folgen der Industrialisierung:
- Extreme Umweltverschmutzung -> Erkrankungen
("Itai-Itai") -> Proteste der Bev.
- ständig steigernder Ölbedarf -> Umdenken ab
1973 (Ölkrise)
- -> Strukturwandel
- Abkehr vom Rohstoff- und
Energieintensiver Industrie (Stahl/Werften)
- Wandel zur Wissensindustrie +
Miniaturisierung
- Seit ca. 1985: Auslagerung in
"Billigproduktionsländer", z.B. Süd-Korea
Besonderheit: Zusammenarbeit Staat-Wirtschaft
MITI = Ministerium für internationalen
Handel und Industrie
- beratende und lenkende Funktion
- zuständig für Infrastrukturausbau und
Patentwesen (Lauf zeit!)
- Häufig Studienfreundschaften - Spitzenmanager
aus derselben Elite-Universität ("gakubatsu" = akad. Clique)
- => rasche Genehmigungsverfahren,
- reibungslose Finanzierung
- steuerliche Vorteile (insbesondere für
Großbetriebe)
- => "Laserbeam-Marketing", Augenmerk
auf nur 1 Produkt: Entwicklung / riesige Produktionsanlagen /
globale Vermarktung
Nachteile für Klein- /Kleinstunternehmen:
("Duale Struktur")
80% der Arbeitskräfte - 50% der japanischen
Gesamtproduktion, d.h. insgesamt unproduktiver
- schlechtere Beziehung zum MITI
- hohe Verantwortung als Zulieferer
- gesamte Entwicklungsverantwortung
- Lagerhaltung - "just in time" - Produktion
der Großunternehmen
- strenge Hierarchie => starkes soziales
Gefälle
- keine Tarifverträge für Arbeitnehmen bei
Kleinunternehmen
5.
Landwirtschaft
in Japan
Probleme und Maßnahmen::
- Relief => nur kleinräumig möglich
- Nutzungskonflikte an Küstenebenen
(Wohnraum/Industrie/..)
- Im N: allenfalls Viehwirtschaft (Hokkaido)
- Terrassierungen im Bergland
- Im S: Gartenbaumäßig mehrere Anbaustockwerke
Zusammenfassung:
- sehr leistungsfähig, rationalisiert,
mechanisiert, chemisiert (Düngemitteleinsatz)
- >über 50% der landwirtschaftliche Nutzfläche:
REISANBAU => staatliche Subventionen, wenig "Billigimporte" (z.B.
aus Thailand)
- Gründe:
- Unabhängigkeit,
- Wählerpotential der Reisbauern,
- Stärkung, keine Zerstörung der eigenen
Landwirtschaft
- ==> verhältnismäßig hohe Preise =>
Veränderungen des Verbraucherverhaltens
- ==> zunehmende Bedeutung von
Fischfang/Algenzucht/Muschelzucht...
Infrastruktur:
fast gesamte Bevölkerung nur auf wenige
Verdichtungsräume konzentriert
Entlastende Maßnahmen:
- Ausbau der Verkehrswege (Landesinneres noch
kaum erschlossen)
- Schnellbahnen ("Schinkansen") =>ermöglicht
weite Pendelwege
Ziel: Weitere Zuzüge in Verdichtungsräume
verhindern! (Technopolis-Konzept ,vgl spätere Mitschrift)
Neulandgewinnung:
[in Europa: (NL) Küstenschutz (durch
Aufschüttungen)]Raumgewinn in Japan
bisher an ca. 900 km2 Neuland
- >75% Industriefläche ,>10% f.
Handelshäfen [Bsp.: Kobe => 15 Jahre Bauzeit >Port Island]
Früher: Aufschüttung mit Müll =>
Krankheiten unter der Bev.
Heute: "Jamakiri"
- Abtragung von Bergen, Aufschüttung im Meer,
(Küstengebieten bis zu 10 m Tiefe) bzw. auch in Tälern
- Aber auch: Aufschüttungsmaterial durch das
Ausbaggern von Tiefseehäfen (Exporthäfen!!)
Probleme:
- Verflüssigungseffekt (Bei Erdbeben & Tsunamis
- "Schwimmsand")
- Schaffung von genügend festem Untergrund
(Schlickbeseitigung)
- Entschädigung der Fischern und Züchtern (Aquakulturen:
Fischfarmen, Muschelbänke)
Technopolis-Konzept:
Problem: Produktionsstätten + Wohnbevölkerung aus
Verdichtungsräumen aussiedeln
Deshalb der Plan:
- Schaffung neuer Produktionsregionen mit
höchstem technischem Standard zur Produktion von leicht
transportierbaren Gütern (Luftfracht!)
- Universität + Forschungseinrichtungen bei
neuen Standorten aufbauen (Kooperation mit Industrie)
- Moderne Wohnanlagen + Eigenheim (ca. 200000 E
für 50000 Arbeitsplätze)
- Enge Verbindung zu benachbarter "Mutterstadt"
schaffen -> urbanes Leben möglich
- Nähe zu vorhandener Infrastruktur (zB.
Flugplatz)
- Erholungs- + Freizeiteinrichtungen
6.
Umweltprobleme + Maßnahmen:
Verdichtungsräume => Konzentration
umweltbelastender Industrie (chemische Ind. / Schwerind.)+ räuml.
Knappheit => hohe Boden- ,Wasserbelastung => Krankheiten:
- " Minamata" (wegen Schwermetalle in
Fischnahrung)
- "Itai itai" (wegen Hg, Cadmium in Fischen,
bzw. im Bewässerungswasser der Reisfelder)
- => 94351 registrierte Umweltopfer
Gegenaktivitäten:
- Ignoranz bis Mitte der 60er Jahre
- Phase symbolischer Umweltpolitik (bis Anfang
70er)
- aktive technologische Umweltpolitik
(technologisch wegen neuer schadstoffmindernder Technologien),
zugleich Beendigung von Vertuschung der Umweltschäden
- Neu: >24000 Umweltforderungen
Heute: Schärfste Umweltbestimmungen:
bestausgebautes MesssystemBegriffe:
Emission: Ausstoß von Schadstoffen (Menge /
Art)
Immission: Schädigung durch die
Einwirkungen von Schadstoffen
( z.B. Gebäudeschäden durch chem. Verwitterung)
7. Wirtschaftliche Situation:
Ehemalige Prognose (vor 1997) :
- höchstes Wirtschaftswachstum, zweithöchstes
Welthandelsvolumen - Tendenz zunehmend
- höchster Kapitaltransfer => größtes
Gläubigerland der Welt (Reichtum)
- niedrigste Arbeitslosenquote, Tendenz
sinkend.
Japans Krise :
Seit 1997: Von Asien ausgehende Wirtschaftskrise
Umbau bisheriger japanischer Exportstruktur
durch Auflagen westlicher Länder (-> Einschränkungen)
Folge: Aufbau japanischer Fabriken in
Europa, USA (inklusive Zulieferer!) -> dennoch Exportverteuerung, auch
durch verloren gegangene feste Bindung Yen-Dollar (ungünstigere
Wechselkurse für Japan)
Außerdem: Immer höhere Kredite für
japanische Firmen (Sicherheit: Grundbesitz, der aber viel zu hoch
bewertet war) -> zu hohe Verschuldung auch der Großbetriebe
Problem: Fehlen eines unabhängigen
Kontrollgremiums (Verfilzung Wirtschaft-Politik!) -> Platzen der
"Seifenblase" -> stürzende Aktienkurse, Banken saßen auf "faulen
Krediten", auch Konjunkturprogramme der derzeit schwachen Regierung
verpufften -> Pleitewellen.
Zusätzlich auch: Wirtschaftlicher
Niedergang der "Tigerstaaten" ( japanisches Kapital) -> Gefahr einer
Weltwirtschaftskrise, wegen maroder japanischer Banken -> Fusionen mit
ausländischen Instituten - Westliche Zugang zur japanischen Wirtschaft!
Opfer: Kleinbetriebe (Zulieferer) und deren
Belegschaft
Abhilfe: Evtl. Abkehr vom
Senioritätsprinzip (alte Knacker in Chefpositionen) -> mehr Flexibilität
für Globalisierung -> neuere, modernere Produkte (z.B. Software) - in
einigen Betrieben (zB. Sony) bereits realisiert
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